MK Lifetime 02 2020
Foto: Thomas Krumm
GUT RÖDINGHAUSEN Bewegte Geschichte und Aussicht auf ein Happy End
Manchmal sind es kuriose Umwege, die ein bedeutendes Baudenkmal nehmen muss, um endlich in wiedergewonnener Pracht an die Vergangenheit zu erinnern. Das Gut Rödinghausen in Menden-Lendringsen ist ein solcher Fall. Kurios mutet schon die Geschichte des letzten Privatbesitzers an – lange nach der Ära der westfälischen Adelsfamilie der Freiherren von Dücker, die nicht nur dynastische, sondern vor allem Industriegeschich- te schrieb.
Fachwerkbalken des Gutes Rödinghausen angeblich durch das Gewicht eines Whirlpools derart strapazierte, dass das ganze Badezimmer vom Ober- ins Erdgeschoss zu stürzen drohte. Womit der bedauernswerte Zustand angedeutet ist, in dem sich das Gebäude 2007 befand. Mendener Bürger demonstrierten gegen den Erwerb des geschichtsträchtigen Gutshofes durch einen NPD-Funktionär, der daraus angeblich ein politisches
Schulungszentrum machen wollte. Die Stadt Menden reagierte und erwarb das Gebäude auf Erbpachtbasis – eine aufwändige Restaurierung kam in Gang. 2012 begann die Dachsanierung, um den weiteren Verfall zu stoppen. In den Fach- werkbalken des Gebäudes stellten die Experten einen starken Befall mit dem Gescheckten Nagekäfer fest. Mit einer aufwendigen Thermobehandlung ging man 2015 gegen seine Larven vor. Nach der groben Sicherung des Gebäudes, das massive Schäden an der Bausub- stanz aufwies, folgte eine mehrjährige, denkmalgerechte Sanierung. Moderne Baustoffe, die für ein Fachwerkgebäude ungeeignet sind, wurden zurückgebaut. Die Restauratoren bemühten sich, wertvolle Ausstattungsdetails unter später aufgebrachten Überkleisterungen freizulegen und an ausgewählten Stellen der modernisierten und technisch aufge-
„Heinz wird 60“, verkündet ein Plakat im heutigen Museum. Es erinnert mit einer Collage aus Zeitungsausschnitten an Heinz Weifenbach, ab 1981 schillernder Vorsitzender des Eishockey-Clubs Dei- linghofen (ECD). Das war der Vorgänger- verein der heutigen Iserlohn-Roosters. Der Bauunternehmer machte immer wie- der Schlagzeilen – besonders aber, als er seinen Sportverein mit 1,5 Millionen Mark vom libyschen Machthaber Gaddafi sponsern lassen wollte. Der Deal platzte unter großen Protesten, weil Werbung für die im sogenannten „Grünen Buch“ des Staatschefs niedergelegte Ideologie nicht in ein freiheitliches Gemeinwesen passte. Überraschendes verkündet die Unterzeile eines Zeitungsberichts über „Big Heinz“: „Bescheidenheit im Privaten“ heißt es da. Das will nicht so recht passen zu einem Mann, der einige
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